Kleiner Rückblick auf das Modejahr 2019, gefüttert mit den gesammelten Erkenntnissen der globalen Modesuchmaschine Lyst.
Dem Tod von Modeschöpfer Karl Lagerfeld (1933-2019) und Modefotograf Peter Lindbergh (1944-2019) hatte die Modebranche 2019 wenig aufmunterndes entgegenzusetzen. Am ehesten noch der Aufstieg von Neuherzogin Meghan Markle zur Mode-Ikone – dank ihres Julia-Roberts-Lächelns und ihres Gespürs für Stil – und Billy Porters Oscar-Auftritt im Wow!-Smoking-Abendkleid. Doch welche Styles und Materialien dominierten 2019? Ein recht zuverlässiges Bild abseits der persönlichen Meinung von Modemachern und Modemagazinen liefert die globale Modesuchmaschine Lyst. 2019 verzeichnete sie über 100 Millionen Suchanfragen. Lyst definiert Trends über die Nachfrage. Anhand der Suchwörter, der aufgerufenen Modeartikel und Online-Shops ergibt sich ein recht zuverlässiger Blick auf die Blockbuster des Modejahrs 2019.
„Come together“ sells
Zu den ästhetisch fragwürdigeren Trends zählten Radlerhosen und die Farbe neongrün, ebenso das Spiel mit den Proportionen in beide Richtung: hier Mini-Handtaschen wie die ‚Le Chiquito‘ aus Leder von Jacquemus; dort überdimensionierte Puffärmel wie beim Lamé-Mini-Kleid von Rotate. Die häufig gehörte Klage von Büromenschen über die Invasion weißer Turnschuhe zählt zweifellos zu den Ausläufern des anhaltenden Streetwear-Booms. Auch eine Begleiterscheinung ungebremsten Sneaker-Hypes. Zum Sneaker des Jahres kürte Lyst Alexander McQueens „Oversized Sneaker“, der im Zwei-Minuten-Takt gesucht wurde. Konsequent mischten Sneaker auch die Kollaborationsszene auf. Ein erfolgreiches Come together gab es auch zwischen Virgil Ablohs Label Off-White und dem Möbelriesen Ikea mit dem Teppich „Keep Off“ – als Teil von Ikeas diesjähriger „Limited Collection“, entworfen von bildenden Künstlern und Designern. Das begehrteste Logo des Jahres ist das berühmte Zucca-Logo von Fendi. Der GG-Gürtel von Gucci gehört auch in diesem Jahr zu den beliebtesten Modeaccessoires. Das überraschendste Comeback schafften die Clogs – ganz ohne Abba-Revival. Die Stiefel von Dr. Martens gehörten zu den wichtigsten Mode-Revivals dieses Jahres.
Klimawandel und zunehmende Umweltzerstörung hinterließen auch in der Modewelt Spuren. Lyst verzeichnete einen enormen Anstieg bei den Sucheinträgen nach ressourcenschonend produzierter Kleidung und umweltfreundlichen Materialien: rund 75 Prozent mehr als 2018. Eine Botschaft, die auch die Anbieterseite erreichte und verstärkt berücksichtigt wurde – genau wie der Wunsch vieler Konsumenten nach mehr „gender neutraler“ Mode. Kleidung sollte eben primär die Aufgabe erfüllen, sich darin wohlzufühlen, und nicht ausschließlich dazu dienen, anderen eine bequeme Orientierungshilfe zur Geschlechtsbestimmung an die Hand zu geben. So gesehen war 2019 aus Modesicht dann doch wieder versöhnlich.
Fotos: Courtesy of Lyst / Adam Katz Sinding