Sprint auf den roten Teppich

Sneaker verkörpern den Amercian Dream auf Schuhbasis: ein sagenhafter Aufstieg vom einfachen Sportschuh zum begehrten Kult- und Luxusobjekt

Schwer vorzustellen, dass es Zeiten gab, als Sneaker noch ausschließlich dem Sport vorbehalten waren. Zeiten, in denen man Sneaker noch Turnschuhe nannte. Der Aufstieg vom reinen Sportschuh zur Streetware und zum Luxusartikel, ja zum Kult- und Sammlerobjekt verlief in zwei Phasen. Richtig populär außerhalb der Sportanlagen wurden (weiße) Sneaker in den 1980ern und 1990ern – mit Unterstützung zweier Blockbuster: Zurück in die Zukunft (1985) mit Michael J. Fox. Und Forrest Gump (1994) mit Tom Hanks. In beiden Filmen sind die Helden nicht zu trennen von ihren stylischen Turnschuhen. Ein neues Hollywood-Traumpaar war geboren: der Held und seine Sneaker. 

Mit dem Einstieg der Luxusmarken im neuen Jahrtausend sah man Sneaker dann immer häufiger an Promi-Füßen. Models trugen Sneaker, Superstars trugen Sneaker. Und das zu jeder Gelegenheit. US-Filmregisseur Spike Lee demonstriert seine Leidenschaft für Sneaker jedes Jahr auf dem roten Teppich. Sei es bei der Oscarverleihung oder in Cannes. Selbst Hochzeiten in Sneakers sind heute kein Fauxpas mehr. „10-Zentimeter-High-Heels tragen die meisten Bräute nur für die Fotos und die Trauung. Warum nicht gleich in Sneakers heiraten?“, empfahl die österreichische Zeitschrift Woman 2018 zum Stichwort „Comfy-Chic“. Passende Schuhe gibt es zu Genüge. Converse hat sogar eine Wedding-Collection. Immer noch sympatischer als der hartnäckige Trend zum Fuß-SUV (Oversized Dad-Sneaker, Ugly-Sneaker etc.). 

Vor einigen Jahren widmete das Brooklyn Museum dem Sneaker und seinem Statuswandel eine Ausstellung: The Rise of Sneaker Culture. Heute gibt es eigene Sneakermessen: Hypercon, Laced Up, Sneaker Con und Sneakerness. Dabei geht es nicht nur um die neusten Trends. Gehandelt werden auch Sammlerstücke und Limited Editions. Im Auftrag von Sport- und Modehäusern entwerfen prominente Künstler Sneaker-Kollektionen, etwa Shantell Martin (Puma) und Damien Hirst (Converse). Auch das Londoner Online-Luxusversandhaus Net-A-Porter setzt vermehrt auf Kooperationskollektionen mit Influencern wie Hip-Hopper Pharrell Williams, Ex-Spice-Girl Victoria Beckham und US-Künstler und LGBT-Aktivist Gilbert Baker. Das Geschäft mit limitierten Modellen nimmt bisweilen bizarre Formen an. Im August berichteten Medien von einem Frankfurter Onlinehändler, der nur Fotos von den begehrten Sneakern verkaufte statt der richtigen Schuhe. Damit wischte er Käufern eins aus, die mittels Programmen (Bots) große Mengen an limitierten Modellen aufkaufen, um sie dann zum vielfachen Preis weiterzuverkaufen, während echte Fans leer ausgehen. 

Foto: Weise Komm

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