Wie Gemälde und Schallplatten haben auch Handtaschen das Zeug zur Wertanlage. Das erfordert allerdings Recherche und Geduld.
„Designer-Handtaschen sind jetzt eine bessere Investition als Kunst“, verkündete Forbes vor drei Jahren. Damit meinte das renommierte Wirtschaftsmagazin gar nicht sensationelle Auktionen wie jene bei Christie’s vor einigen Jahren, bei der eine Diamant-besetzte dunkelblaue Hermès-Handtasche für 155.000 Pfund versteigert wurde. Es geht eher um reguläre, teils limitierte Handtaschen-Serien, wenn auch aus dem gehobenen Luxussegment. Laut einer in Forbes zitierten Marktstudie übertrifft das Investitionspotenzial von Handtaschen jenes von Kunst, Oldtimern und seltenen Whiskys. Durchschnittlich 83 Prozent Wertzuwachs erzielten Exemplare von Chanel, Hermès und Louis Vuitton in den letzten zehn Jahren.
Selbstverständlich gibt es auch bei Handtaschen keine Rendite-Garantien. Die Welt der Spekulation ist unzähligen Faktoren ausgesetzt, auf die Anleger keinen Einfluss haben. Allerdings gibt es einige Tipps, um die größten Fehler zu umgehen. Grundsätzlich: Wer gar nichts mit Handtaschen anzufangen weiß, sollte sich vielleicht nach einem anderen Investitionsobjekt umsehen. Ein Gefühl und eine gewisse Faszination für die Dinge – das gilt gleichermaßen für Schallplatten, Kunst und Whisky –, in die das Geld gesteckt wird, ist äußerst hilfreich, erleichtert die notwendige Recherche und hilft einem einzuschätzen, warum eine ganz bestimmte Handtasche gerade so begehrt ist. Die wichtigsten Faktoren bei Handtaschen sind Marke, Modell, Seltenheit und Zustand. Dass die Tasche echt ist, versteht sich von selbst, sollte jedoch beim Kauf zu entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen greifen und nur seriöse Anbieter wählen.
Zu den oben genannten und besonders gefragten Herstellern gesellen sich noch Gucci und Dior. Betrachtet man einzelne Taschen, sind es überwiegend Klassiker, die auch secondhand gefragt sind: Allen voran die Hermès Kelly Bag, die wie die meisten Modelle des Unternehmens in streng limitierter Auflage hergestellt wird. Neu wie gebraucht erzielt sie hohe Preise. Dagegen wurde die It-Bag der späten 1990er-Jahre, Fendi Baguette, zwar allein im ersten Jahr über 100.000 Mal verkauft, nicht zuletzt dank Sex and the City, allerdings ließ die Nachfrage seither deutlich nach. Abgesehen davon sind bei einer so hohen Auflage vermutlich zu viele Exemplare im Umlauf, um den Investitionspreis beim Verkauf zu übertreffen. Wer also irgendwann wieder verkaufen will, sollte die Wertentwicklung der Neu- und Gebrauchtpreise im Auge behalten. Das erfordert zusätzlich eine Investition an Zeit.
In jedem Fall sollten sich Anleger entscheiden, ob sie die Tasche als Accessoire nutzen wollen oder ob es eine Wertanlage ist. Auch hier der Verweis zu den Schallplatten: Wer die Erstpressung eines Albums der Beatles besitzt und die Platte als Wertanlage sieht, tut gut daran, sie nicht zu oft abzuspielen. Gleiches gilt für Handtaschen: Werden sie im Alltag oder auch nur zu bestimmten Anlässen getragen, nutzen sie sich ab und verlieren an Wiederverkaufswert. Es muss ja nicht gleich ein Tresor sein (sofern der Taschenwert diese Vorsichtsmaßnahme nicht dringend nahelegt), aber zumindest eine (je nach Material) staubfreie, trockene Lagerung sind unabdingbar. Wie bei anderen Anlageobjekten gibt es auch bei Handtaschen keine zuverlässigen Prognosen, welche Wertsteigerung eine bestimmte Tasche in fünf oder zehn Jahren erfährt. Eine Kolumnistin der Neuen Züricher Zeitung empfiehlt daher, lieber ein gebrauchtes Modell zu erwerben, sich daran zu erfreuen und es irgendwann der Lieblingsnichte zu vererben.
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