Dressed in Black

Trauerfeiern eignen sich nicht wirklich als Schaulaufen für Gecken und Fashionistas. Zurückhaltung und Respekt vor Toten und Angehörigen ist der Maßstab für die passende Kleidung.

Wenn es einen Ort gibt, um den modische Veränderungen immer noch einen großen Bogen machen, dann sind es neben den Chef-Etagen großer Konzerne vor allem Trauerfeiern. Zumindest was die Kleidung betrifft. Zwar haben sich die Formen der Bestattung weiterentwickelt, Waldbestattungen und Urnengräber unter Bäumen, auf denen einen Plakette mit den Namen des Verstorbenen angebracht ist, erleben einen enormen Zulauf, während klassische religiöse Zeremonien rückläufig sind. Doch nach wie vor ist Respekt vor den Toten und den trauernden Angehörigen das oberste Gebot und limitiert zugleich die Auswahl an angemessener Kleidung.

Während bei Hochzeiten die Braut schon lange nicht mehr nur in Weiß antreten darf, ist Schwarz bei Trauerfeiern immer noch ein Must, wenn auch nicht mehr ganz so streng und förmlich. Faustregel: Männer im schwarzen Anzug, dazu weißes oder schwarzes Hemd, an kälteren Tagen auch schwarzer Pullover, schwarze Socken und passende Schuhe. Eine Krawatte wird je nach Rahmen allerdings nicht mehr bindend erwartet, ebenso wenig wie Handschuhe und Schleier bei Frauen. Weibliche Trauergäste tragen einen schwarzen Hosenanzug, wahlweise ein schwarzes Kostüm oder Kleid. Dieses sollte die Knie bedecken und generell möglichst wenig Haut zeigen. An einem heißen Sommertag darf es etwas mehr Haut sein. Zur Respektbekundung gehört zudem, dass die Kleidung sauber ist und nicht abgetragen wirkt. Bei langen Haaren empfiehlt es sich, diese hochzustecken oder zusammenzubinden. Zurückhaltend sollten Frauen bei Make-up, Schmuck und Schuhen sein. Zumal sich Make-up auch nicht gut mit Tränen und laufender Nase verträgt.

Es gibt allerdings Einschränkungen für die All-black-Formel. Erstens: die Nähe zum Verstorbenen. Je enger die Beziehung, desto größer, individueller ist die erlaubte Bandbreite bei der Kleiderwahl. Je entfernter der Kontakt, desto seriöser, förmlicher sollte das Auftreten sein. Enkelkinder im Teenager- und Twen-Alter dürfen auch in dunklen Jeans und – je nach Jahreszeit – dunkler Winterjacke oder dunklem Blazer erscheinen.

Zweitens: Alter des Verstorbenen. Wenn junge Menschen sterben, dürfen sich Mitschüler und Freunde etwas legerer verabschieden. Bedruckte T-Shirts, bunte Jacken, Baggypants, zerrissene Jeans und Bauchfrei-Tops sind aber auch in diesem Kontext keine gute Wahl.

Drittens: Vorgaben der Angehörigen. Wenn bei der Einladung zur Trauerfeier ein bestimmter Dresscode gewünscht wird, der vom Üblichen abweicht, steht dieser über der Schwarzpflicht. Der Wunsch nach Alltagskleidung oder Rockerkluft mag für manche befremdlich sein, aber wenn er im Sinne der Angehörigen oder des Verstorbenen ist, sollte er respektiert werden. Beim anschließenden Leichenschmaus ist indes keine Trauerkleidung mehr obligatorisch. Wer die Möglichkeit hat, sich zwischen Trauerfeier und Restaurant noch umzuziehen, kann dies gerne tun.
 
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