Blue Magic

Von Ikonen getragen wurde sie selbst zur Ikone: Die berühmteste Hose der Welt feiert 150. Geburtstag. Happy Birthday, Levi’s 501. 

Amerikanisches 50s-Ambiente. I Heard It Through the Grapevine. Nick Kamen betritt einen Waschsalon, nimmt seine Sonnenbrille ab und schüttet einen Beutel voll Steine in die Waschtrommel. Unter den faszinierten Blicken mehrerer Ladys entledigt er sich T-Shirt und Jeans und wirft beides in die Maschine. In weißen Boxershorts und Socken setzt er sich zu den anderen und entfaltet eine Zeitung. Levi’s 501. The original shrink-to-fit jeans. Now available stonewashed.

Die Werbespots aus den 1980er- und 1990er-Jahren erreichten ähnlichen Kult-Status wie die Jeans selbst, die sie zum Must-have stilisieren. Ähnlich bekannt: der Spot mit dem Typ, der sich in seiner Jeans in die Badewanne legt, um sie perfekt an seinen Körper anzupassen. Oder der Abschlepper: Be My Baby. Eine junge Frau und ihr spießiger Vater haben eine Autopanne in the middle of nowhere. Ein cooler Typ – Jeans, Jeansjacke, Sonnenbrille – hält und öffnet die Motorhaube. Nix zu machen. Er zieht seine Jeans aus, Daddy verstellt seiner Tochter den Blick auf die Szene, doch sie schaut ihm interessiert über die Schulter. Dann winkt der coole Typ die Frau zu sich ins Auto. Sie fahren los. Hinten dran der kaputte Wagen mit Daddy, verbunden durch die Levi’s 501. Klar, selbst auf dem Etikett wirbt das Unternehmen mit der Unkaputtbarkeit seiner Jeans: Zwischen zwei Pferde, die sich in entgegengesetzte Richtungen bewegen, ist eine Levi’s gespannt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann ziehen sie noch heute …

Eben das war der Ursprung der Erfolgsstory: Die 1873 patentierte Nieten-Hose mit den gerade verlaufenden Beinen wurde für Arbeiter entwickelt und musste einiges aushalten. Zur nachhaltiger Popularität verhalfen ihr ab den 1950er- und 1960er-Jahren zahlreiche Hollywood-Stars, als sie die 501 auf die Leinwand brachten und sie zur Über-Hose stilisierten: Marlon Brando in Der Wilde, James Dean in Denn sie wissen nicht, was sie tun, Marilyn Monroe in Fluss ohne Wiederkehr.

Seit ihren Anfangstagen wurde die 501 nur marginal modifiziert. Hier etwas weiter, dort etwas enger. Und als Frauenmodel etwas enger an der Taille. Es gibt eine Vintage 1955 501 und 2016 auch die Skinny-Variante mit eng anliegenden Beinen.

Am wichtigsten für den anhaltenden Erfolg war wohl, dass sich praktisch jeder mit diesem Kleidungsstück identifizieren konnte – unabhängig von Geschlecht, Milieu und Status. Man sah sie an Barack Obama und Grunge-Gott Kurt Cobain – selbstverständlich in der zerrissenen Variante (keine Ahnung, wie er das geschafft hat). Bruce Springsteen trägt sie (Rückansicht!) auf dem Cover seines Bestseller-Albums Born in the USA und Ex-Apple-Chef Steve Jobs ging damit täglich ins Büro. In der Kombi mit T-Shirt ist die Levi’s 501 das minimalistischste gesellschaftsfähige Outfit überhaupt. Denn eines ist sicher – auch nach 150 Jahren – dahinter steckt immer ein cooler Arsch.

Foto: Shutterstock