So war das Modejahr 2021

Dopamine-Dressing, Cabincore, Genderless und TV-Serien als Influencer: Die Modesuchmaschine LYST sammelt die wichtigsten Fashion-Trends des Jahres 2021.

Die Endlosschleife der Lockdown-Politik verpasste der Digitalisierung des Alltags und vieler Branchen einen unbeabsichtigten Schub. Wie gut Modeschauen auch online funktionieren, bewies nicht zuletzt die spektakuläre Zusammenarbeit zwischen Balenciaga und den Simpsons. In einer zehnminütigen, 360 Grad Seitenhiebe verteilenden Episode fliegen die Einwohner der amerikanischen Simpson-City Springfield nach Paris und präsentieren dort Balenciaga-Entwürfe auf dem Laufsteg. Immerhin kann Marge Simpson dabei auf ihre Erfahrung als ehemaliges Playboy-Cover-Model (2009) zurückgreifen.

Abseits dieser Kooperation verzeichnete LYST einen ansteigenden Einfluss von TV-Serien auf das Modesuchverhalten (begünstigt durch lockdown-generierten Stubenhock-Phasen), die Netflix & Co. enorme Zuwachsraten bescherten. TV-Serien inspirierten schon immer das Modeverhalten. In den 1960er-Jahren, als Emma Peel mit ihren Leder-Catsuits, PVC-Overalls und Superminis die Frauenmode entspießte. In den 1970ern Drei Engel für Charlie, die Originalserie mit Jaclyn Smith, Farrah Fawcett und Kate Jackson, die unzählige jungen Frauen in Schlaghosen und Wildwesthemden durch die Straßen schickten. Allerdings war der Weg zwischen Serie und Kaufabschluss noch nie so kurz wie heute. Maximalen Impact hatte in diesem Jahr beispielsweise die Netflix-Serie Bridgerton, die im High-Society-London des frühen 19. Jahrhunderts angesiedelt ist und die Nachfrage nach Korsetts kräftig ankurbelte.

Dopamine-Dressing gegen den Lagerkoller
Die allgemeine Verbannung ins Homeoffice 2020 tsunamisierte die Wohnungen mit Wohlfühl-Klamotten. 2021 der Gegentrend: Die lange Abwesenheit von Partys und anderen Ausgehmöglichkeiten zusammen mit dem Ausblick auf langfristig periodisch wiederkehrende Marathon-Lockdowns brachte ein wachsendes Bedürfnis nach bunten, schrillen Farben. Sogenanntes Dopamine-Dressing. Weil bunte Farben die Stimmung aufhellen. Beim Ausgeh-Outfit zeigte sich eine deutliche Jetzt-oder-nie-Attitüde, sprich Röcke und Kleider wurden kürzer, die Absätze höher. Klassischer Endzeitstimmungsimpuls. Selbstverständlich hinterließen 2021 auch Promis und Social Media ihre Trendspuren. Männer in Röcken (u.a. US-Rapper Lil Nas X) und mit Perlenketten (u. a. Justin Bieber) warben für Genderless-Fashion, während sich vor allem dank TikTok die Herbstmode ein Waldschrat-Upgrade verpasste. Nennt sich Cabincore. Laut LYST eine Kombi aus Normcore und Gorpcore. Auf einfach: Wanderstiefeln und Flanellhemden für den Waldspaziergang und die Brotzeit in der Holzhütte. Schlicht, praktisch, bequem. Gegen die Angst vor einem möglichen Hüttenkoller empfiehlt sich, das ein oder andere Dopamine-Dressing-Piece einzupacken.

Foto: Helmut Fricke