Kopfsache

Achtung, das unabhängige Berliner Fashion-Mag präsentiert diesen Sommer wieder seine Liste der 50 wichtigsten Modeköpfe Deutschlands.

VIP-Listen sind ein bisschen wie die Kader der Fußballteams zur neuen Saison: Langjährige Platzhirsche und -hirschinnen mischen sich mit Nachwuchstalenten und Clubwechslern. Also jede Menge Platz für neue und bewährte Gesichter. Wie zu erwarten verwüstete der Marathon-Lockdown auch die Modewelt. Das partyfreie Leben im Homeoffice verbannte Kostüme, Anzüge und schicke Abendgarderobe in den Schrank und verdammte Jogginghosen zum Dauereinsatz. Während der Onlinehandel auch im Luxussegment boomte, mussten Ladengeschäfte gewaltige Einbußen hinnehmen. Mehr denn je fordert diese Krise Mut und Instinkt: Manche setzten darauf, dass die Lockerungen zu einem kurzen Sommer des Überschwangs führen würden, zum 24-Stunden-Party-Dressing mit „Touch-a, touch-a, touch-a touch me“-jetzt-oder-nie-Ansage, zu Glamour und Luxus, zum schrillen Aufbäumen vor dem absehbaren Rückfall in den Feinripp-Unterhemd-Modus. Andere prophezeiten verunsicherte Menschen, die sich langsam und vorsichtig an das frühere Leben herantasten würden, und dabei Distance-Keeping-Ware bevorzugten, etwa Ponchos. Nach einem Jahr zum Vergessen wurde folglich auch die A50-Liste kräftig durchgeschüttelt:

Zu den großen Aufsteigern zählt Achtung 50 das nachhaltige Berliner Fashion-Label GmbH (von Platz 44 auf Platz 12) von Benjamin Huseby und Serhat Isik, ebenso das 23-jährige Model Leon Dame, der „perfekt das neue feminine Männerbild“ verkörpere und aus dem Nichts auf Platz 11 landete. Etwas länger Zeit für ihren Durchbruch ließ sich Fotografin Heji Shin (Platz 9). Doch seit zwei Jahren ist sie gefragt wie Off-White-Sneakers oder das Ende der Corona-Krise. Ebenfalls aus dem Off stürmte die unsichtbare Mega-Minimalistin Jil Sander (Bild oben) in die Top Ten des Rankings: Platz 3. Ihre jüngste Kollektion +J für das japanische Label Uniqlo brachte die Jury ins Schwärmen. Auch der Generationenwechsel im Hause Klum findet sich in der Liste: Heidis Tochter Leni, die 2021 erstmals auf Cover und Laufstegen zu sehen war, finden die A50-Autorinnen und -Autoren „viel authentischer“ als ihre Mutter. Mit Platz 21 liegt Leni Klum zudem deutlich vor Claudia Schiffer (Platz 32), die zu ihrem 50. Geburtstag mit einer Barbie-Edition (einmal im blauen Versace-Kleid, einmal im schwarzen Netzkleid von Balmain) geehrt wurde. Abgeschlagen auf Platz 50 landen die körperfettfreien Youtube-Poserinnen Xenia Adonts, Caro Daur („Daurpower“) und Veronika Heilbrunner mit der lapidaren Anmerkung „2020 war nicht das Jahr der Influencerinnen“. Platz 1 sicherte sich übrigens Vorjahressechster Michael Kliger, Chef von Mytheresa, einem der größten Online-Shops für Luxusmode, das seit Anfang des Jahres noch einmal ordentlich zulegte.

Foto: Helmut Fricke