Mode, das ist ein großes schnelles „Ja“ zum Zeitgeist. Wer Mode trägt, ist dabei – Belohnung für die Anpassung an ein vorgegebenes Geschmacksmuster.
Mode ist laut, vergänglich, wechselhaft. Ein Medium des Marktes. Sofern sie überhaupt für etwas steht, dann für die Launenhaftigkeit der Jugend, dem Wunsch sich abzuheben, abzugrenzen und gleichzeitig sich an seinesgleichen anzulehnen. Mode ist Inszenierung, ein Spiel: wir hier vorne, ihr da hinten. Stil ist fast das Gegenteil von Mode: Stil ist Haltung. Untrennbar an eine Persönlichkeit gebunden. Stil folgt keinem Trend, keinem Markt. Stil entwickelt sich von selbst, reift mit dem Menschen. Stil im Sinne von Haltung verkörperte niemand so sehr wie Jackie Kennedy. Ihr Name wurde zum Synonym für Mode-unabhängige Eleganz, für zeitlosen Geschmack. In den 1950er- und 1960er-Jahren gab es für eine gut gekleidete Frau kein besseres Kompliment als der Vergleich mit Amerikas Stil-Ikone: „Oh, you’re so Jackie Kennedy!“ Dabei schwang immer ein bisschen Neid mit. Wahnsinn, du hast es einfach raus.
Ihre zeitlose Eleganz, ihre Stilsicherheit macht Jackie Kennedy heute noch zum Vorbild, zur Referenz für Frauen mit Anspruch. Frauen, die für etwas stehen. Jackie war reich und berühmt. Aber das war nie ihre Botschaft. Ihr Stil vermittelte die perfekte Harmonie aus Individualität und Zugehörigkeit zu einem Kollektiv – Unternehmen, Familie, Bürgerinitiative. Wenn Jackie immer wieder ihr Lieblingskostüm trug, brach sie mit Mode-Konventionen. Und bewies eben dadurch Haltung. Stil bedeutet: Ich trage, was zu mir passt. Denn eine Persönlichkeit ändert sich nicht jeden Tag. Stil bedeutet: Persönlichkeit zeigen, Persönlichkeit unterstreichen – anstatt sie zu übermalen oder zu verschleiern. Stil ist die äußerste und damit stets sichtbare Schicht einer Haltung. Von Jackie lernen, heißt Stil lernen. Nicht: Tragt große Sonnenbrillen und Etuikleider wie ich. Sondern: Zeigt eure Persönlichkeit. In Anlehnung an den Design-Grundsatz form follows function kann es in Stilfragen nur heißen: style follows attitude.
Foto: Photo by Paul Popper/Popperfoto via Getty Images/Getty Images