Wetterfester Chic

Friesennerz und Trenchcoat bekommen Konkurrenz: Regenjacken und -mäntel verlassen die Funktionsecke und reklamieren It-Piece-Status

Sie sind wieder da: Regenjacken. Nicht die briefkastengelben mit dem Spaßnamen Friesennerz – die waren nie weg. Gemeint sind ultramodische Varianten, wie sie auch schon in den 60s aufpoppten: von blickdicht bis glassichtfolientransparent à la Duschvorhang to go. Von einfarbig bis bunt. Und von knallrot bis Piet-Mondrian-Muster. Regenjacken und -mäntel also nicht nur im Sintflutsurvivalmodus. Was diesen Herbst genauso zählt, ist die Statementperspektive. Message: regenabweisenden Chic nicht allein den Trenchcoats überlassen, wobei auch diese bunter werden und öfter in quietschiger Regenmanteloptik daherkommen.

Das dänische Label Rains etwa verbindet die klassischen Regenjacken- und Mantelsilhouetten mit einem wasserfesten, glänzenden Polyurethan. Der weiß-transparente Vinyl Smock von Hunter Boot (genau, die mit den Gummistiefeln) eignet sich dagegen als ebenso elegante wie wasserdichte Silhouette für die darunter liegenden Garderobe, die entsprechend kurz sein darf. Ganz klar auf der Statementschiene fährt der Oversized-Regenmantel von Gucci: Auf dem Laufsteg wurde das Blumenprint-Modell mit einer eng gestrickten Sturmhaube präsentiert.

Und da wäre ja noch der Friesennerz. Er stammt übrigens aus Dänemark und trotzt seit Mitte der 1960er Jahre Wind und Wetter. Anfangs setzte das Unternehmen Jeantex auf eine Verbindung von Viskose und synthetischem Kautschuk, in den 1980ern dann auf PVC. Warum man ihn diesen Herbst vielleicht noch öfter sieht, als bisher liegt womöglich nicht nur am Wetter, sondern an diesem wundervollen Mädchen, das gerade die Welt wachrüttelt. Greta Thunberg wirkt nicht wie eine Mode-Ikone und das will sie auch nicht sein, ganz bestimmt nicht. Dennoch fällt auf, dass sie sehr oft im Friesennerz abgebildet ist. Gewissermaßen unterstreicht dieses Kleidungsstück ja Gretas Message vom Klimawandel und akutem Handlungsbedarf. Eben das könnte zumindest junge Leute – bewusst oder unbewusst – dazu animieren, den Friesennerz (ebenso wie die Zopffrisur bei jungen Frauen) vermehrt auf die Straßen zu bringen. Nicht nur freitags.

Foto: Weise Komm