Diät für den Kleiderschrank

Schietwetter hat auch sein Gutes: Die lästigen Aufgaben kommen endlich zu ihrem Recht – und manchmal machen sie sogar richtig Spaß: auf zum Entrümpeln!

Traditionell schmückt sich der Frühling mit dem großen Aufräumen und Ausmisten. Doch eigentlich eignet sich dafür jede Umbruchzeit: Egal ob es draußen wärmer wird und die warmen Sachen in den Schrank oder Keller wandern – oder anders rum, die leichten Sachen in die Winterpause gehen. Dann ist immer eine gute Gelegenheit, Bilanz zu ziehen und auszumisten: Was habe ich oft getragen? Was eher selten? Was nie? Was kann ich nächsten Frühling oder Herbst noch anziehen? Was kann weg? Es empfiehlt sich, Kleidung, die man offensichtlich nicht getragen hat oder die einem nicht mehr gefallen, gleich auszusortieren und nicht erst einzulagern. Im Schrank und Keller nimmt die Kleidung nur unnötig Platz weg und wird nicht wirklich besser. Und ein anderer kann sie womöglich gut gebrauchen und freut sich darüber. Raus, okay – aber wohin damit? Kleidung schmeißt man nicht einfach in den Müll. Klar, es gibt Altkleider-Container und Flohmärkte. Aber das sind bei Weitem nicht die einzigen Möglichkeiten.

Über gut erhaltene Kleiderspenden freuen sich zahlreiche Initiativen und Stiftungen. Manche sammeln mit konkreter Zielgruppenausrichtung wie Flüchtlinge oder Obdachlose. Anderen geht es mehr um das Wiederverwerten an sich. Organisationen wie Diakonia (München), Fairkaufhaus (Berlin) und WarenGut (Hamburg) betreiben sogenannte Sozialkaufhäuser, wo jeder für kleines Geld gebrauchte Waren erwerben kann. Sämtliche Waren sind Spenden, die direkt dort abgegeben werden. Einen guten überregionalen Überblick liefert das Portal Wohin damit? Auf Kleidertauschpartys in privatem oder öffentlichem Rahmen gehen Leute mit nicht mehr benötigten, aber gut erhaltenen und sauberen Kleidungsstücken. Daraus wird eine Art Textilbuffet angerichtet, an dem sich jeder nach Bedarf bedient. Öffentliche Veranstalter sind Initiativen wie Green City (München), Bye Buy (München) oder Greenpeace (überregional). Das Ganze gibt es auch als Onlinevariante: Kleiderkreisel.de gewissermaßen als Ebay für gebrauchte Kleidung.

Damit in Zukunft gar nicht erst so viele Stücke im Schrank landen, die man selten trägt, gibt es seit einigen Jahren Kleidereien alias Mode- oder Kleider-Bibliotheken, wie die Kleiderei mit Filialen in Köln und Freiburg. Sie funktionieren wie eine Leihbücherei, nur eben mit Kleidung statt Büchern. Für einen bestimmten Mitgliedsbeitrag leiht man sich eine bestimmte Zahl an Kleidungsstücken für eine festgelegte Zeit. Das ist sinnvoll für einmalige und sehr unregelmäßige Anlässe – der Frack für den Nobelpreis, die Oscarverleihung, die eigene Hochzeit – und für Partymäuse, die ständig ausgehen und jedes Mal in einem anderen Outfit glänzen wollen. Und dann wäre da noch das Prinzip Upcycling: Vor allem kleine Labels und Designer mit sozialem und ökologischem Bewusstsein umgehen bewusst den typischen Warenweg. Denn gebrauchter Kleidung aus reichen Ländern landet oft (wenn auch gut gemeint) in Entwicklungsländer, wo sie dann die regionalen Märkte zerstören. Ein Beispiel wäre das Berliner Modelabel Schmidttakahashi: Die gespendeten Kleidungsstücke werden gereinigt, zerlegt und zu neuen individuellen Designerstücken zusammensetzt. Dabei können Spender anhand einer ID verfolgen, was aus ihrem Mantel, Kleid oder ihrer Hose geworden ist.

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