Farbloser Evergreen

Black is back? Nein, Schwarz war nie weg. Lob einer Farbe, die seit fast 100 Jahren die Mode regiert wie keine andere. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Der Siegeszug der Farbe Schwarz in der Mode beginnt mit Coco Chanel. Als die Vogue 1926 ihr „kleines Schwarzes“ vorstellte, löste sich die Farbe von ihrem Trauer-Image. Der Ford in der Damengarderobe – wie die Vogue Chanels Kreation bezeichnete, nahm Fahrt auf und machte nicht nur einen Schnitt zum Klassiker, es machte auch eine Farbe garderobefähig. Seither beanspruchten immer wieder Avantgardezirkel, Branchen, Szenen und Subkulturen Schwarz für sich. Allen voran die Existenzialisten und Intellektuellen der 1950er und 1960er Jahre mit ihren schwarzen Rollkragenpullovern. Architekten, Designer, Werbetexter, Modeschöpfer. Punk, New Wave, Gothic … 

Einen wesentlichen Beitrag zur Inszenierung und Ikonisierung als Modefarbe leisteten Fotografie und Kino. Im Zeitalter der Schwarz-Weiß-Fotografie und -filme „mussten auf der Leinwand alle sozialen und und sexuellen Botschaften innerhalb des Schwarz-Weiß-Spektrums übermittelt werden“, schreibt die Kunsthistorikerin Anne Hollaender in ihrem Essay über das „kleine Schwarze“. „Für Kleidung wurden Schnitt, Textur und der Glanz von Stoffen bedeutsamer als ihre Farben. Bei jeder Filmproduktion war die Farbpalette von Schwarz bis Weiß das wichtigste Element zur Erzeugung einer emotionalen Note.“

Physikalisch betrachtet, reflektiert eine schwarze Oberfläche kein Licht – alle anderen Farben reflektieren jeweils bestimmte Wellenlängen. Daher wird Schwarz auch als Nichtfarbe bezeichnet. Auf der digitalen Farbskala hat Schwarz den Wert #000000. Damit markiert sie den Anfang oder das Ende der Farbskala. Eine Art Mutter aller Farben. Oder der farblose Urknall des Farbspektrums.

In der Mode, die alle Farben einsetzt, steht Schwarz für Eleganz, Zurückhaltung, Reduktion. Wie ein Bilderrahmen lenkt schwarze Kleidung den Blick auf den Träger. „Ich arbeite in drei Schattierungen von Schwarz“, bekannte die japanische Modedesignerin Rei Kawakubo. Und Neiman Marcus, Gründer des gleichnamigen amerikanischen Nobelkaufhauses, schwärmte: „Women who wear black lead colorful lives.” Schwarz lässt sich fast beliebig kombinieren, wirkt seriös, funktional, zeitlos, klassisch. Eben das macht die Farbe so beliebt und sorgt dafür, dass sie Trends und Saisonfarben überdauert und immer eine gute Wahl ist. So gesehen ist Schwarz das neue Schwarz.

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