Der Strohhut ist zurück. In einer nie dagewesenen Bandbreite von nostalgisch bis opulent, von praktisch bis Blickfang. Und stets mit einer Garantie: Wer ihn trägt, hat den Sommer auf seiner Seite.
Get yourself a hat of straw
Put it on
Don’t take it off
And pretty soon your troubles will come to an end
Desi Arnaz: Straw Hat Song (1949)
Zu Strohhüten liefert das Gedächtnis viele Bilder: uralte Schwarz-Weiß-Filme mit steppenden Männern, Renoirs impressionistisches 1876er-Gemälde Bal du moulin de la Galette (das Rod Stewart als Vorlage nahm für sein Album A Night On The Town), Sean Connery als James Bond auf den Bahamas, Gondolieri in Venedig, Mexikaner in alten Western und selbstverständlich an Ascot, dem größten und skurrilsten Laufsteg für Hutmode. Eine der schönsten Darstellungen dieses wieder so heiß begehrten Accessoires schuf der spanische Maler Joaquín Sorolla 1909 mit seinem Gemälde Strandspaziergang: Zwei Luxusladys in langen weißen Kleidern und breitkrempigen Strohhüten spazieren an einem Sandstrand. Eine wahre Hymne auf die Eleganz. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Strohhut bereits ein beliebtes und modisches Accessoire in betuchten Kreisen und fand Verbreitung in ganz Europa. Vor allem am Strand wurde er gerne getragen – trotz seiner Neigung zu dramatischen Fluchtreflexen bei Windböen.
Die aktuelle Neuauflage des Strohhuttrends bringt eine große Vielfalt an Stilen, Größen und Farben an den Strand und in die Stadt. Sehr auffällig sind die asymmetrischen, superflächigen und gewellten Modelle wie die des französischen Labels Jacquemus. Auf Instagram gibt es ein Foto von Bella Hadid am Strand: Ein gigantischer Strohhut des mexikanischen Labels Olmos & Flores bedeckt fast die Hälfte ihres sitzenden Körpers, als habe der Wind das Strohdach einer Umkleide an sie heran geweht. Olmos & Flores huldigt auch den Fransen. Einige ihrer Strohhüte sind so stark ausgefranst, als habe ein Taifun mehrere Wochen daran genagt.
Warum der Strohhut derzeit ein so überwältigendes Comeback erlebt? Seine praktischen Eigenschaften – Leichtigkeit, natürliches Material und vor allem Schutz vor Hitze – sind gute Argumente in Zeiten des Klimawandels. Womöglich liegt es aber an diesem romantischen und nostalgischen Versprechen eines endlosen Sommers, das quasi in jeden Strohhut eingeflochten ist.
Foto: Instagram Bella Hadid