Geht der Luxus baden? Nach den Boom-Jahren ist vielerorts Katerstimmung in der Branche. Doch solange es Reichtum gibt, bleibt das Bedürfnis, ihn zu zeigen.
Der Weltmarktführer für Luxusgüter Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) verzeichnete 2024 deutliche Umsatzeinbußen, auch beim Champagner. Nach einem Bericht der englischen Zeitung The Guardian verlor LVMH-Chef Bernard Arnault 19,2 Milliarden Dollar (umgerechnet 9 Prozent seines Nettovermögens) und rutschte im Vermögensranking hinter seine Milliardärskollegen Elon Musk und Jeff Bezos. Um 19,2 Milliarden Dollar zu verlieren, muss man sie allerdings erst einmal haben. So gesehen dürfte das Mitleidswachstum gegenüber Arnault bei den meisten eher moderat ausfallen. LVHM war indes kein Einzelfall. Auch bei Marken wie Burberry und Balenciaga ging es steil bergab, letztere fiel gar auf ein Siebenjahrestief.
In ihrer Studie „State of Luxury“ rechnet die Unternehmensberatung McKinsey mit einem Wachstum von 1 bis 3 Prozent bis 2027. Nach dem Post-Covid-Boom eine ernüchternde Prognose. Vor allem das zuletzt äußerst luxusgierige China schwächelt, richten soll es Uncle Sam. Zumindest den neuen Regierungsmitgliedern und ihren Nutznießern dürfte es kaum mangeln am nötigen Kleingeld. Die weiter gestiegene Zahl an Superreichen (englisch: Ultra-High Networth Individuals, UHNWI) in den USA dürfte ihren Teil dazu beitragen. Es handelt sich also eher um eine regionale Verschiebung sowie innerhalb der Luxusgüter, etwa von Mode zu Schmuck.
Katina Fauteux von den New Yorker Boutique Chickee’s Vintage findet noch eine andere Erklärung. Dem Guardian sagte sie, Luxus sei nicht tot, sondern befinde sich in einer Lernphase. „Wenn die großen Häuser auf Vintage setzen würden, könnten sie die jüngere Generation ansprechen.“ Die großen Modehäuser würden jedoch viele Modefans abschrecken, da sie ihre Designer zu oft wechseln. „Sie sind nicht lange genug da, um etwas zu bewirken.“ Das mache sich in der Qualität bemerkbar, weil nur noch auf kurzfristigen Gewinn geschielt werde.
Dass deshalb die Nachfrage nach Luxus in absehbarer Zeit ganz passé sein könnte, bezweifelt Fernando Fastoso, Professor für Brand-Management für Luxusmarken an der Hochschule Pforzheim. In einem Interview mit der Neuen Züricher Zeitung sagte Fastoso: „Ich glaube, die Faszination wird lange anhalten, weil wir Menschen von Natur aus ein Statusbedürfnis haben. Man möchte sich besonders fühlen. Und wir – die Durchschnittsmenschen, die Luxuskonsumenten – haben den Eindruck, dass Luxusprodukte etwas repräsentieren, das einen Beitrag zum Wohlbefinden leisten könnte.“
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