KI als Service-Booster?

Die Modebranche hat ihr Orakel für 2025: Im aktuellen Report The State of Fashion rechnet man mit rückläufigen Umsätzen und einem hart umkämpften Markt.

Jedes Jahr veröffentlicht der Unternehmensberater McKinsey einen Ausblick auf die Mode-Branche. Im 150-seitigen Report „The State of Fashion 2025“ destillieren McKinsey zusammen mit dem News-Portal „The Business of Fashion“ zehn Trends. Grundsätzlich orientiert sich der Bericht an den Bedürfnissen der Branche, einige der Trends sind aber auch für Konsumenten interessant, zumal sinkende Nachfrage häufig auch die Preise sinken lässt.

1. Steigende Lebenshaltungskosten für die Verbraucher setzen auch die Modebranche unter Druck. Etwa 80 Prozent der Befragten gaben an, 2025 weniger oder bestenfalls gleichviel wie 2024 für Mode ausgeben zu wollen. Daraus folgt, entweder kaufen die Kunden weniger Kleidung ein oder sie weichen auf günstigere Anbieter aus. The State of Fashion 2025 nennt als Stichwort Secondhand, Discounter und Duplikate (engl.: dupes oder knockoffs), also Produkte, die im Design und in ihrer Funktionalität meist teureren Markenartikel ähneln, aber deutlich billiger verkauft werden. Anders als bei der sogenannten Produktpiraterie werden hierbei keine Markennamen oder Logos gefälscht. Im Umkehrschluss könnte das dazu führen, dass die Markenhersteller ihre Produkte mit einer geringeren Marge anbieten, um im Rennen zu bleiben.

2. Wie kann Einkaufen in Straßengeschäften attraktiver werden? Beratung und Service wurden stets aufgeführt als Argumente für den analogen Einzelhandel. Sprich: Hier wird man beraten, kann Kleidung anprobieren und mit anderen Stücken direkt vergleichen. 75 Prozent der Kunden sind demnach bereit, mehr auszugeben, wenn sie im Gegenzug professionelle Beratung erhalten. Eben hier schlummert noch Potenzial für den Analog-Handel. Viele Geschäfte sparen an Personal, sowohl an der Kasse als auch in der Beratung. Das treibt die Leute wiederum zum Online-Handel, zumal mittels Chatbots und KI auch dort das Beratungs- und Service-Angebot forciert wird.

3. Der Markt für Sportbekleidung wird 2025 noch stärker umkämpft sein, wobei junge, aufstrebende Marken wie Alo Yoga, Hoka, On und Vuori und sowie bereits etablierte Marken wie Asics und New Balance den Big Playern à la Adidas, Nike, Puma und Under Armour mehr und mehr Anteile abluchsen, weil sie flexibler sind oder schneller Nischen besetzen können als die schwerfälligen Platzhirsche. Auch hier werden die bekannten Marken reagieren müssen und entweder mit innovativen Produkten punkten oder eben Qualitätsvorteile herausarbeiten und kommunizieren, die einen höheren Endpreis rechtfertigen.

4. Die gigantische Auswahl beim Online-Einkauf überfordert viele Kunden. Laut Report liegt die Lösung aber nicht bei der Rückkehr in den Analogen-Einzelhandel, wo die Suche ja auch viel Zeit beansprucht und zudem durch die Ladenöffnungszeiten begrenzt ist. Viel mehr soll der neue Messias KI den Konsumenten ins gelobte Shopping-Land geleiten. Das ist tatsächlich gar nicht so abwegig, denn eine gute, sprachgesteuerte KI ist vermutlich deutlich flexibler und individueller als die herkömmlichen Produkt-Filter der Online-Shops. Siri, Siri in der Hand, wie werd ich die Schönste im ganzen Land?

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