Alleskönner

So fleck-empfindlich weiße Hemden sein mögen, so unverwüstlich sind sie als Style-Klassiker. Egal wohin die Mode geht, weiße Hemden bleiben.

Gäbe es in der Mode etwas Vergleichbares zum Universum, also etwas gleichermaßen Essenzielles wie Ewiges, dann vermutlich das weiße Hemd. Es ist die Standardunterlage für einen Anzug und lässt sich mit jeder Farbe kombinieren, verleiht auch Anzügen, die aus dem „legitimen“ Business-Spektrum – schwarz, braun, blau, grau – ausscheren noch einen Rest von Seriosität.

Weiße Hemden sind einerseits so selbstverständlich, dass wir sie manchmal gar nicht mehr wahrnehmen, anderseits können sie eine enorme Wirkung entfalten, wenn sie sich in ihrer ganzen Symbolkraft vor uns aufbauschen. Und ja, wie die weiße Leinwand eines Malers oder die Kinoleinwand, ist das weiße Hemd eine wunderbare Projektionsfläche. Von Männlichkeit bis Unschuld, von Reinheit bis Disziplin lässt sich unendlich viel hineingeheimnissen.

Hollywood liebt weiße Hemden – und das nicht nur, weil dort die obligatorischen Blutflecken besser zur Geltung kommen. Alle berühmten Schauspieler trugen irgendwann in ihren Filmen ein weißes Hemd, gut sichtbar, unverdeckt durch Sakko, Pullunder oder Jacke: James Dean, Jack Nicholson, Robert De Niro, Dustin Hoffman, Michael Caine, Jeff Bridges, Leonardo DiCaprio, Harrison Ford … Und stets transportierten diese Hemden einen Teil des Charakters der Figur.

Lange Zeit waren weiße Hemden begüterten Menschen vorbehalten, symbolisierten gesellschaftliche Unterschiede. Als Anfang des 20. Jahrhunderts eine neue Berufsklasse und zugleich Gesellschaftsschicht entstand, die Angestellten, die sich in Büros der Papierarbeit hingaben, schlug sich dies auch in der Sprache nieder, etwa in den englischen Begriffe white-collar worker und blue-collar worker, also Büroangestellte (weißer Kragen) und (klassische) Arbeiter im Blaumann. Dass das weiße Hemd heute auch einen festen Platz im Freizeitleben einnimmt, verdanken wir vermutlich zu einem großen Teil der Film- und Musikbranche. Sie haben dafür gesorgt, dass weiße Hemden einen Menschen immer gut kleiden, selbst wenn sie darin schwitzen oder eine Jeans dazu tragen.

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