Das amerikanische Pantone-Institut hat seine Trendfarbe für 2025 gekürt. Dass der Name auch unseren Geruchs- und Geschmackssinn anregt, ist durchaus beabsichtigt.
Das Pantone-Institut ist eine Autorität, wenn es in Mode und Design um Farben geht und um deren unzählige Nuancen. Für jedes Jahr kürt Pantone eine Trendfarbe. So auch Anfang Dezember für 2025. And the winner is … Mocha Mousse! Mocha … was??? Wer jetzt spontan an den Party-Dessert-Klassiker der 1990er-Jahre denkt – Mousse au Chocolat – liegt farblich schon im grünen, besser gesagt im braunen Bereich und damit ganz nah dran.
Mocha ist übrigens das englische Wort für Mokka. Und damit stimuliert die Trendfarbe 2025 eben nicht nur unseren Sehsinn, sondern assoziativ auch den Geschmackssinn. Prompt fragte sich die englische Tageszeitung The Guardian: „Do I eat it or wear it?“ Esse ich die Pantone-Farbe des Jahres oder ziehe ich sie an? Oder ist Mocha Mousse gar die ideale Kleidungsfarbe, um Desserts zu essen, weil Schoko- oder Kakao-Flecken dann weniger auffallen? Dann sollte man diese Trendfarbe vielleicht besser nicht mit Weiß kombinieren, was sich stilistisch eigentlich aufdrängen würde.
Wer jedoch bei Mocha Mousse um mangelnde Kombinationstauglichkeit fürchtet, dem präsentiert Pantone gleich fünf Farbpaletten, in denen Mocha Mousse jeweils mit fünf anderen Farbtönen kombiniert wird. Das breiteste Spektrum offeriert die Palette „Uniquely Balanced“ (dt.: „einzigartig ausgeglichen“) mit den allesamt verhaltenen, aber durchaus kontrastreichen Partnerfarbtönen „Desert Flower“ (ähnlich dem Pfirsichton „Peach Fuzz“, Pantones Farbe des Jahres 2024), „Opera Mauve“ (ein blasses Violett), „Blue Jewel“ (ein etwas dunkleres und matteres Kornblumenblau), „Spicy Mustard“ (Senfgelb mit einem Hang zu Kurkuma) und das helle „Blue Curacao“.
Das geringste Kontrastspektrum birgt die Palette „Relaxed Elegance“ mit durchweg braun- und beige-nahen Tönen. Dass die Kombination von Mocha Mousse mit anderen Brauntönen funktionieren kann, zeigten u. a. Max Mara auf der letztjährigen Mailänder Modewoche und Dries van Noten bei der Präsentation seiner Frühjahrskollektion 2025.
Komödiantische Unterstützung erhält der Braunton-Trend durch die australische TV-Serie Fisk. Deren Hauptfigur, die Anwältin Helen Tudor-Fisk (Kitty Flanagan), landet nach einem beruflichen Downgrade in einer Vorstadtkanzlei, die beim Glamour-Index mit dem örtlichen Waschsalon konkurriert. Helens braune Anzüge, die sie gerne mit braunen Blusen oder Hemden kombiniert, wirken dabei mehr wie ein Zugeständnis an ihre neue Klientel denn als Versuch, den Schein juristischer Noblesse aufrechtzuerhalten.
Das wäre jetzt nicht ganz im Sinne von Pantone, die ihre Farbe des Jahres gerne als „quiet luxury“ anpreist. Und ja, wenn man ein bisschen länger über die Farbe nachdenkt, ohne sich allzu sehr auf deren kulinarische Komponente zu verlassen, landet man womöglich bei diesen bräunlichen Mullbinden, die man früher oft um die Fußgelenke oder Waden alter Frauen gewickelt sah. Eine gewisse Stilsicherheit empfiehlt sich also durchaus, wenn man diesem Trend folgen möchte – es verläuft nur ein schmaler Grat zwischen elegantem Trendsetter und muffiger 1970er Retro-Hobbykeller-Cordhosen-Kluft.
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