Eine Ausstellung im Vitra Design Museum beleuchtet den Siegeszug des Unternehmens Nike anhand seiner innovativen Sportschuh-Modelle wie Air Max und Nike Vaporfly.
Die Siegesgöttin der griechischen Antike, die übrigens so ausgesprochen wird, wie die Schreibweise im Deutschen nahelegt, war eine geradezu prophetische Wahl für den kleinen Sportartikelhersteller aus dem beschaulichen Bundesstaat Oregon an der amerikanischen Westküste: 40 Jahre nach der Gründung 1972 ist „Neiki“ – hier hat sich die amerikanische Aussprache durchgesetzt – quasi der Zeus in der Branche. Über 50 Milliarden Dollar Umsatz erzielte das Unternehmen 2023. Damit lief Nike allen anderen Branchen-Kollegen mit Meilenstiefeln davon. Diesen Erfolg resultiert nicht zuletzt aus dem innovativen Design, durch das die Marke bei vielen jungen Menschen zum „Cool!“-Label wurde.
Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein widmet dem Phänomen Nike eine umfangreiche Ausstellung: Schon der Titel „Form Follows Motion“ verweist auf die enge Verknüpfung von Design und Funktion, wobei die Funktion immer vorauseilte. Das belegt nicht zuletzt der große sportliche Erfolg des Laufschuhs „Nike Vaporfly“. Mit diesem Schuh lief Eliud Kipchoge als erster Läufer einen Marathon unter der bis dato magischen Grenze von zwei Stunden. Allerdings verweigerte der Weltleichtathletikverband IAAF die offizielle Anerkennung der neuen Bestzeit. Und der Vaporfly wurde sogar für Wettkämpfe verboten, weil er dem Läufer offenbar einen zu großen Vorteil verschaffte. Für Nike war diese Werbung unbezahlbar. Doch Nikes Erfolg speist sich nicht nur aus der sportlich-funktionalen Komponente. Weitere Meilensteine in der Firmengeschichte waren Air Max (1987) mit seinen sichtbaren Luftkissen und Nike Mag (2016), in Anlehnung an Marty McFlys selbstbindende Schuhe in dem 1980er-Film Zurück in die Zukunft.
Auch das ebenso markante wie dynamische Swoosh-Logo, das inzwischen ohne Namenszug auskommt und eines der bekanntesten Markenzeichen ist, verhalf Nike nach ganz oben. Nicht zu vergessen geschicktes Marketing wie das Sponsoring von Spitzensportlern à la Kobe Bryant, Christiano Ronaldo und Serena Williams. Vielleicht sogar noch wichtiger, um auf der Straße als cool wahrgenommen zu werden, war die Verankerung in der Subkultur-Szene, in Skater-Läden und Hipster-Boutiquen. Eben dieses Segment verlor Nike durch die Umstellung auf Direktvertrieb. Eine mögliche Erklärung für die Einbußen auf dem Sneaker-Markt.
Die chronologisch sortierte Ausstellung mit Exponaten aus dem umfangreichen Department of Nike Archives (DNA) baut auf vier Säulen: 1. Track: die Anfänge in den 1970ern; 2. Air: der Durchbruch in den 1980ern; 3. Sensation: Eintritt in die Hightech-Entwicklung ab den 1990ern; 4. Relation: wie Nike die (Design) Kultur beeinflusst und Einflüsse von außen aufnimmt. Begleitet wird die Ausstellung von Vorträgen und Workshops.
Dass auch Göttinnen nicht unbedingt heilig und vermutlich nicht einmal unsterblich sind, ist leider nicht Thema der Ausstellung. Dabei gäb es auch hierzu allerhand Material, wenn auch nicht aus dem Nike-Archiv: Von Steuervermeidungstricks, Greenwashing bis hin zur massiven Ausbeutung in den Fabriken und Zulieferbetrieben. Zudem verzeichnete das Unternehmen zuletzt deutliche Kursverluste, was zur Entlassung des CEO John Donahoe führte. Aber wie heißt es so schön in einem Nike-Slogan: „Never stop running.“
Die Ausstellung Nike: Form Follows Motion im Vitra Design Musum in Weil am Rhein ist noch zu sehen bis 4. Mai 2025.
Foto: Key Visual »Nike: Form Follows Motion« © Vitra Design Museum, graphic design: Daniel Streat, Visual Fields