Girl’s best friend

Beim Stichwort „Eighties“ rümpfen viele Mode-Kenner die Nase. Aber war diese Zeit wirklich so schlimm? Die neue TV-Serie „Joan“ zeigt, dass die 1980er durchaus ihre Mode-Momente hatten.
 

Neben Marilyn Monroe, die im Musical-Song Diamonds are a Girl’s Best Friends die Vorzüge der Funkelsteine gegenüber Männern hervorhob, wusste auch der britische Geheimagent und Frauenspezialist James Bond um deren Anziehungskraft. Auf die Frage, welche Kenntnisse er bezüglich Diamanten habe, sagt er: „Die härteste vorkommende Substanz, schneidet Glas, reizt das weibliche Geschlecht und hat, wie mir scheint, den Hund als den besten Freund der Frau abgelöst.“

Schwer zu sagen, welcher der beiden Filme die 1957 geborene Joan Hannington mehr beeinflusste, als sie in den 1980er-Jahren als junge Frau zu „Britanniens berüchtigtsten Juwelendiebin“ aufstieg. Vielleicht war es auch einfach die entfesselte Gier der neoliberalen Thatcher-Ära, die 1979 nicht nur das Königreich infizierte und bis heute nicht mehr losgelassen hat.

2002 veröffentlichte Joan Hannington ihre Autobiografie, die 2024 als sechsteilige Serie von ITV verfilmt wurde und in der deutschen Synchronfassung bei Magenta TV zu sehen ist. Neben der spannenden Handlung setzt die Serie auch allerhand modische Reize: Hauptdarstellerin Sophie Turner (Game of Thrones, X-Men) entwickelt sich von der gedemütigten Unterschichtsmutter aus der Provinz zur Londoner Glamour-Queen. Durch unzählige Verkleidungen, mit denen sie sich die Diamanten ergaunert, wird Turners Performance zum Schaulaufen für Modefans. Und sie lässt wahrlich keine Glamour-Eskapade aus.

Mal erinnert sie an die New-Wave-Ikone Debbie Harry, Leadsängerin der ganz auf sie zugeschnittenen Band Blondie, dann steht sie im perfekt geschnittenen semi-aristokratischen First-Lady-Kostüm hinter dem Juwelier-Tresen, mal aalt sie sich im seidig grünen Jumpsuit mit einem Dekolletee, das knapp über dem Bauchnabel endet, dann überrascht sie mit einem beigen Trenchcoat-Minikleid. Nicht allein wegen des gleichen Namens denken Kenner der 1980er vermutlich auch an die Schauspielerin Joan Collins, die als nonstop aufgedonnerte Rächerin Alexis Carrington den Denver-Clan rockte. Im Pelzmantel und hochtoupierten Haaren wirkt Sophie Turner alias Joan Hannington zumindest optisch wie ein Double des stylishen Denver-Biests – zugleich ein wunderbarer Kontrast zu ihrem Anfangs-Outfit aus Bomberjacke und hoch sitzenden Karottenjeans. Es lohnt sich also, genau hinzusehen.

Möglicherweise war Joans Diamanten-Faible auch nur eine ebenso willkommene wie lukrative Gelegenheit, sich an den Männern zu rächen und sich von ihnen zu emanzipieren. Damit sind wir bei Shirley Bassey und ihrem Titelsong im eingangs erwähnten James-Bond-Film Diamantenfieber:

I don’t need love
For what good will love do me?
Diamonds never lie to me
For when love’s gone
They’ll luster on

Die sechsteilige Crime-Serie „Joan“ wird exklusiv auf MagentaTV ausgestrahlt. TV-Premiere feierte die britische Serie auf dem britischen Sender ITV.

Credit: ITV