Die Modebranche ist einer der größten Umweltsünder weltweit. Nachhaltige Materialien, mehr Recycling und Reparaturen könnten die Bilanz deutlich verbessern.
Hoher Wasserverbrauch, Wasser- und Bodenverschmutzung durch Chemikalien und Mikroplastik, Tierleid durch Pelzzucht und Lederverarbeitung, Ausbeutung von Näherinnen, kurzlebige Produkte… Die Weste der Modebranche ist so weiß wie der Rollkragenpulli von Steve Jobs. Eine neue Generation von Kreativen möchte das ändern. Sie setzen auf nachhaltige Materialien und Herstellungsprozesse, auf langlebige, vegane Produkte und faire Arbeitsbedingungen. Dabei sind es meist natürliche Materialien, die neue Möglichkeiten eröffnen.
Von Meerjungfrauen empfohlen
Schon etwas länger im Einsatz sind Zellulosefasern wie Tencel und Lyocell, etwa bei Wijld aus Wuppertal. Die Faser wird aus mit einem ungiftigen Lösungsmittel aus Holz gewonnen. Tencel und Lyocell sind langlebig, haben eine sehr viel bessere Umweltbilanz als beispielsweise die sehr wasser- und pestizidintensive Baumwolle, und biologisch abbaubar. Tencel-Fasern überzeugen auch durch ihren Tragekomfort, sie nehmen nicht so leicht Körpergeruch an und brauchen daher nicht so oft gewaschen werden – auch das schont die Umwelt. Die Ökobilanz von Baumwolle verbessert sich selbstverständlich bei Bio- oder recycelter Baumwolle.
Anstatt das Meer mit Plastik zu überschwemmen, setzen einige Mode-Unternehmen auf Rohstoffe aus dem Meer: Aus Algen lässt sich ein Faden gewinnen, der Textilien mit äußerst wertvollen Eigenschaften versieht. Diese Stoffe sind lange haltbar, temperaturausgleichend und biologisch abbaubar. Allerdings momentan noch recht teuer, damit nicht für alle erschwinglich.
Vom Hipster-Drink zum It-Piece
Den Namen Kombucha verbinden die meisten wohl mit dem Trendgetränk aus fermentiertem Tee. Tatsächlich steht der Name Kombucha für eine Pilzkultur, die auch für die Modeindustrie höchst interessant ist. Gezüchtet entstehen daraus lederartige Häute, die sich gut zusammennähen lassen. Zur Textilverarbeitung eignen sich verschiedenste Pilze. Die US-Firma Ecovative produziert aus Pilzen und Myzel (die mikroskopisch kleinen Teile eines Pilzes) neben Nahrungsmitteln auch Verpackungsmaterial und Pilzleder für die Modebranche. Eine Kleidung aus diesem Material ist nicht nur auf vielfältige Weise umweltverträglich (u. a. biologisch abbaubar), es hat auch sehr positive Trageeigenschaften, beispielsweise ist es antibakteriell, leicht und robust.
Reparieren oder Re-/Upcyceln vor Wegwerfen – das sollte sich jeder achtsame Konsument auf den Ärmel tätowieren. Am nachhaltigsten sind Klamotten nämlich dann, wenn sie lange getragen (statt nach einer Saison in der Tonne zu landen) und am Ende ihrer Lebensdauer wieder in den Kreislauf eingespeist werden. So wie es die Natur vormacht. Stichwort Cradle to Cradle. Einige Labels wie Patagonia, Vaude und Nudie Jeans reparieren kaputte Kleidungsstücke in ihren Stores und/oder bieten den Kunden Reparatursets an. Nicht alle dieser Ideen sind schon vollständig ausgereift, aber die Voraussetzungen für nachhaltige Mode waren noch nie so gut.
Foto: Shutterstock