Vermummungsgebot

Die Modebranche lässt sich von der Corona-Hysterie nicht aus der Ruhe bringen und antwortet mit Stil.

Das Corona-Virus ist in der Modewelt angekommen. Die Branche versucht, kreativ damit umzugehen. Auf den jüngsten Modenschauen zeigten sich zahlreiche Models mit Gesichtsschutz – passend zum jeweiligen Entwurf. Manche mögen das für geschmacklos halten, umso mehr, weil viele dieser Masken mehr Accessoires sind als echter Schutz vor Infektionen. Etwa der bestickte Mundschutz von Gucci aus superdünnem schwarzem Chiffon, den die Sängerin Billie Eilish auf der diesjährigen Grammy-Verleihung trug. Ähnlich dekorativ und dabei aus hygienischer Sicht ebenso wirkungslos war der Mundschutz eines Blancore-Models bei der diesjährigen New York Fashion Week. 

Eine andere Interpretation wäre: die Modebranche hält sich nicht mehr für eine Insel des guten oder seligen Geschmacks, der mit der Welt da draußen wenig bis nichts zu tun hat. Und ja, wenn in diesen panischen und epidemischen Zeiten Mundschutz zum alltäglichen Accessoire werden sollte, warum darf er dann nicht auch modisch sein, zum Mantel oder Kleid passen? Einigen Modehäusern und Designern ist der Spagat zwischen Ästhetik und hygienischer Zweckmäßigkeit durchaus gelungen. Etwa Marine Serre, die schon seit einigen Jahren mit Masken arbeitet, zumal das Thema im Kontext Luftverschmutzung besonders in Asien ein Dauerbrenner ist. Ihre Designer-Masken sind garderobenkompatibel und schützen zugleich vor Feinstaub, Pollen und Viren. Ein Mehr an modischen Schutzmasken hätte womöglich noch eine weitere positive Wirkung: Anstatt sich ängstlich von einander abzuwenden, betrachten die Leute einander neugierig. Vielleicht sogar schmunzelnd hinter der Maske. Ironie ist ein bewährtes Mittel gegen Hysterie. Message: Schutz ja – Panik, nein danke!

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