In Loriots Zeichentricksketch Herren im Bad, der auch nach 40 Jahren noch wunderbar komisch ist, streiten zwei formal seriöse Männer in einer Hotelzimmerbadewanne. Ihr kindisches Verhalten („Die Ente bleibt draußen“ – „Ich bade immer mit dieser Ente!“) konterkariert ihre berufliche Stellung. Zudem trägt Herr Müller-Lüdenscheidt eine rot-weiß gestreifte Stoffbadekappe, wie sie die Freibäder der 70er und frühen 80er Jahre prägte. Schon damals wurde sie von modebewussten Menschen bestenfalls als notwendiges Übel empfunden. In Loriots Sketch unterstreicht sie vor allem den Spießer-Appeal des Industriekapitäns Müller-Lüdenscheidt.
Es mag daher ein wenig überraschen, dass Modehäuser wie Chanel und Dior bei der Präsentation ihrer Haute Couture für Frühjahr/Sommer 2019 zahlreiche Models mit Badekappen staffierten – dabei ging es längst nicht nur um Bademode. Die durchweg luxuriösen Badekappen gestalteten auch das obere Ende seidig glänzender Abendgarderobe und harmonierten in puncto Design, Farbe und Material perfekt mit den Kleidern. Damit spannen die Entwürfe – bewusst oder unbewusst – einen Bogen zur Mode der Roaring Twenties, die demnächst ihr hundertjähriges Jubiläum feiern. Im sogenannten Jazz-Age, dessen literarisches Vermächtnis Scott F. Fitzgerald mit The Great Gatsby (1925) schuf, trugen selbstbewusste Frauen zu ihren Flapperkleidern oft eng anliegende, haubenartige Kopfbedeckungen, die mehr an die späteren Badekappen erinnern als an Hüte.
Eine silbern funkelnde, juwelenbesetzte Badekappe mit Brautschleier – passend zum Badeanzug – mag im Freibad und am Baggersee etwas exzentrisch wirken. Jedoch bei einer sommerlichen Hochzeitsparty ließen sich damit sicher einige „Wow’s!“ ernten. Falls nicht, ließe sich mit so einer Badekappe immer noch der alte Loriotsketch aufführen.
Foto: Courtesy of Christian Dior